NINH BINH/PHONG NHA

Ning BingNinh Binh
Endlich kriegen wir unsere Wasserbüffel und Reisfelder. Auch das Hupen hat sich auf ein Minimum reduziert. Labsal für die Lauscher. Wir haben das Moloch Hanoi verlassen und düsen Richtung Ninh Binh. Nicht ganz einfach, diesen Namen im Kopf zu behalten. Scheint unserem Busfahrer auch so zu gehen. Der schmeisst uns irgendwo in der Wallachei am Tempel raus. Kurz darauf sind wir auch schon von einer Meute lästiger Mofataxi-Fahrer umgeben. Erst wollen wir den Preis runter handeln. Haben ja keine Ahnung… Es sind noch 12km!! bis nach Ninh Binh. Charmant, diese Vietnamesen. Alles abgekartert. Wir beissen mal wieder in den sauren Apfel und sitzen auf. Wenigstens gibts im Hotel ein nettes Lächeln. Sieht man, Hand aufs Herz, eher selten in Vietnam. Bisher zumindest. Auch ein paar Kids werden uns zuwinken. Das geht runter wie Öl. Ninh Binh ist Einflugsschneise in die vietnamesische Karstlandschaft. Sieht aus wie in der Ha Long Bucht. Bloss ohne Meer. Dafür hektarweise Reisfelder.

Ning Bing - WasserbüffelNing Bing - Reisfelder überallNing Bing - einfach toll anzusehen

 

 

Ning Bing

 

 

Wir sind früh drann und lassen uns gleich den ersten Ausflug andrehen. Könnten das zwar auch mit dem Fahrrad machen, aber es ist schweinekalt. Die Finger tun weh. Der Rücken ist verkrampft vom bibbern und die Füsse nass vom wandern. Scheiss Kälte. Dörti ist zum heulen… Gegen das Fahrrad spricht übrigens auch der Kamikaze-Verkehr. Also erster Ausflug. Rein ins Auto und zum Lotossee und zu einem Tempel oben auf einem der Hügel. Dörti bleibt unten. Hat immer noch Magen. Und außerdem – der Klassiker – musste sie sich übergeben, als sie nach der Ankunft im Hotel an der Wasserpfeife vom Hotelmanager gezogen hat. Das Ding kennt sie von ihren Kifferfreunden, nur ist hier in Vietnam lediglich irgendein Tabakkraut drinn. Teuflisches Zeug. Und eines der wenigen Dinge, wie der Hotelmanager konstatiert, die mehr oder weniger umsonst sind in der sozialistischen Republik. Von wegen frei zugängliches Bildungssystem… Achja, und auf Autokauf schlägt Väterchen Staat 150 % Steuern drauf. Damit sie den Grossmut der Partei nicht vergessen, werden die Schäfchen täglich mit Propaganda aus Lautsprechern beschallt. Ein weiteres Beispiel der Warmherzigkeit der Volkspartei gibts später. Nach dem Hügel schauen wir uns einen in den Berg gehauenen Tempel an. Und eine Höhle, die während des Vietnamkrieges als Krankenhaus diente. Und dann gehts quasi zum Wahrzeichen der Gegend, Tam Coc ist berühmt für seine Kalksteinformationen, die stoisch über Reisfelder thronen. Wir dahingegen thronen auf einem Ruderboot mit Regencape und nassem Haupt. Der Captain, in diesem Fall eine Frau (ohnehin scheinen nur die Frauen hier zu arbeiten, sei es auf den Reisfeldern, an den Strassenständen oder als Bootsführerinnen) rudert mit den Füssen. Die Landschaft muss an einem sonnigen Tag wirklich atemberaubend sein. Wir sehen die verschleierte Version. Trotzdem beeindruckend. Unsere Dame, eine von Unzähligen, die mit Reishut am Pier wartet, ist nicht zimperlich. Meint un-schüchtern. Will uns allerlei Schund verkaufen. Up-selling nennt sich das auf modern. Hat Babys zu füttern. Babys hungry. Fordert Trinkgeld. Ist nicht zufrieden. Wir auch nicht. Fühlen uns hin und hergerissen zwischen Mitleid und einer leicht angewiederten Kopfkralle angesichts endloser solcher Situationen. Dieses penetrante Fordern nach Spenden, Kaufen, Konsumieren. Reduziert auf den Dollar, scheint unsere einzige Daseinsberechtigung, den Geldbeutel zu öffnen. Die ganze Situation ist grotesk. Sitzen wir wie Madam und lassen uns von ihr durch den Regen kutschieren. Reisen kann schon komisch sein. Hätten ja auch bei dem Schietwetter im Hotel bleiben können. Doch die Pflicht des Travelers treibt uns auf die Straße. Entdeckungen müssen gemacht werden. Später im Hotel erzählt uns der Manager, dass die Damen pro verkauftes Ticket/Passagier 30.000 Dong kriegen. Knapp 1 Euro. Dafür gibt es ne Nudelsuppe. Wir haben insgesamt 400.000 gezahlt. Könnt ihr euch ja ausrechnen. Den Rest kassiert Vater Staat. Lebe er hoch!

Ning Bing - alle Arbeiten fleißig auf den ReisfeldernNing Bing Ning Bing - Wasserbüffel :-)Ning Bing - Rudern mit den Füße...Ning Bing
Ning Bing - Wir sind für jedes Wetter gerüstet :-)Ning Bing - Reisanbau sogar mitten im FlussNing Bing - bei schönem Wetter bestimmt Traumhaft schön...Ning Bing - Bootstour
Petrus Laune hat sich auch am Tag 2 nicht wirklich gebessert. Fragt mal nach Dörtis… Es ist kalt. Das Auto beheizt. Gottseidank. Es geht in den zwei Stunden entfernten Cuc Phuong National Park. Wir ackern uns 13 Kilometer einen gemein steilen Berg hoch und runter. Stufe für Stufe. Alter Schwede. Klettern über umgestürzte Bäume und schlittern über nasses Laub. Sehen eine alte Steinzeithöhle, in der man n fetziges Hotel etablieren könnte. Und haben die schlechteste Nudelsuppe ever. Mit Instantnudeln von Maggi. Schon wie die Dame uns das Menu in der Holzarbeiterkneipe a la Regenwald brachte… Fühlte sich an wie ne Drohung… Eine von Deutschland finanzierte Rehabilitationsstation für Languren und Gibbons besuchen wir ebenfalls. Die sind nämlich, man staune, auch vom Aussterben bedroht. Schuld haben wie immer die Chinesen. Kaufen den Vietnamesen die Affen ab. Lässt sich gute Medizin drauss kochen. Ein Trauerspiel. Bibbernd lassen wir uns noch überreden, mit dem Motorboot ein Fischer-Village anzuschauen. Hat noch ein armer Kerl an uns etwas verdient. Scheinen sie auch nötig zu haben. Die Zustände sind, aus unserer Perspektive betrachtet, alles andere als rosig. Wieder gehts vorbei an riesigen Reisfeldern, in denen viele! Menschen knietief im Wasser hocken und Setzlinge stecken. Was für ne Arbeit. Alles manuell. Nur das Pflügen wird entweder von Wasserbüffeln oder von Benzin betriebenen Klappergeräten übernommen. Die Kälte und Feuchtigkeit muss tief in die Knochen kriechen. Auffallend sind auch die vielen Friedhöfe. Viele davon direkt in den Reisfeldern. Wir selbst fühlen uns nach der Bootstour nicht mehr ganz unter den Lebenden. Alles ist kalt und feucht. 5 Stunden haben wir noch im Hotel abzusitzen, dann bringt uns ein Nachtbus zur nächsten Etappe. Hoffentlich ist der beheizt. Also Gute Nacht.

Ning Bing
Ning Bing - Was für eine Arbeit...Ning Bing - Bootstour durchs VillageNing Bing - Village

 

 

 

 

Phong Nha
War er natürlich nicht. Superman Schlafsack springt ein. Die Nachtbusse sind der Hammer. Zwar soll es laut Heiki total riechen, was nicht weiter wundert, da sich alle ihrer Schuhe – die zum Wandern! vornehmlich – entledigen müssen. Drinne Doppelstockbetten, in drei Reihen. Die Beine kann man lang machen (zumindest wenn man nicht Heike heisst), das Rückenteil bis nach ganz unten kurbeln. So lässt es sich aushalten. Was sich mal wieder nicht aushalten lässt, ist die Attitüde der Vietnamesen. Wir werden hier komplett verarscht. Um 4.45 brüllt der Fahrer, wir wären angekommen. Wir zahlreichen Touris schütteln uns den Schlaf ab. Ihm gehts nicht schnell genug und drängelt. Wir alle sind wie immer ahnungslos und desinformiert. In der Kälte draussen labert ein anderer Kerl rum, wir sollten alle rein kommen. Geht uns total auf den Senkel. Jegliches Taktgefühl lässt er missen. Wer er ist und wat er will, sagt er natürlich nicht. Er will natürlich sein Hotel und seine Touren verkaufen. Um 5 Uhr morgens! Ahlgrimm Junior braucht Ruhe und latscht los, ein Hotel zu finden. Nicht ums verrecken werden wir in seines gehen. Das Dorf ist zappendunkel, keine einzige Beleuchtung. Aber jede Menge Gestalten, die durch die Dunkelheit schleichen. Busse kommen und gehen. Scheint hier eine normale Uhrzeit zu sein. Um es abzukürzen. Um 6 Uhr nehmen wir unseren Morgentee zu uns. Um 7 Uhr dürfen wie im Hotel einchecken. Um 8 Uhr sitzen wir auf einem gemieteten Mofa und knattern durch die Kälte. Heiki schlägt sich wacker. Auch nicht so einfach, Wasserbüffeln und Hühnern aus dem Weg zu gehen. Im Nationalpark Phong Nha, Unesco Welterbe, angekommen, kann sie richtig lossausen. Dass sie Spass hat, brauchen wir nicht erwähnen.

Phong Nha - SchlafbusPhong Nha - Motorbike fahren - Was ein Spaß:-)Phong Nha - Dörti als Jane?

Phong Nha Nationalpark

 

 

 

 

 

Es geht zur Paradise Cave, die längste Trockenhöhle der Welt. Es ist unbeschreiblich. Wie in einer anderen Welt. Ideale Szenerie für einen Fantasyfilm. Die Orks würden gut hier reinpassen. Aber auch das Zwergenreich oder eine bizarre Königin könnten hier unten residieren. Die Höhle wurde erst 2005 entdeckt und ist ganze 31 km lang und bis zu 150 Meter hoch. Die Felsformationen, Stalagmiten und Stalaktiten (die hängen runter, dreimal dürft ihr raten, warum man sich das so leicht merken kann…) sind gewaltig. Unbeschreiblich. Da geht die Fantasie mit einem durch. Wir sehen alles mögliche und noch viel mehr. Und diese Dimensionen! Was könnte man für Partys in dem Ding feiern. Mächtig gewaltig. Dies gilt für alle Höhlen, die wir bisher gesehen haben. Vietnam scheint davon übersäht zu sein. Die nächste Höhle, Phong Nha, müssen wir mal wieder mit dem Kutter ansteuern. Wir sind am schwächeln und hängen durch. Aber die muss noch sein. Hier gehts mit dem Boot durch, dann dürfen wir zu Fuss rumströpern. Same same. Beeindruckend. Um 16.30 Uhr gibts Abendbrot. Die Dusche ist kalt. Es gibt keine Bettdecke. Um 19 Uhr liegen wir in der Kiste. Das Frühaufstehen liegt uns nicht. Aber wir kommen in Übung. Der nächste Bus geht um 5 Uhr. Damit wäre dieser Abschnitt beendet.

Phong Nha - NationalparkPhong Nha - Die längste Höhle der Welt.Phong Nha Phong Nha Phong Nha Phong Nha Phong Nha - mit dem Boot in die HöhlePhong Nha - gigantischPhong Nha - kaum vorstellbar...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber er endet, wie er angefangen hat. Mit einem absoluten Beschiss der Transportmafia. Wir haben einen achtstündigen Direkt-Schlafbus nach Hoi An gebucht. Dachten wir zumindest. Morgends um 8 Uhr werden wir in Hue rausgeschmissen. Die anderen Dooftouris sind genauso ahnungslos wie wir. Keiner erklärt sich, alle ignorieren Fragen. Wir werden mal wieder in eine Booking Agency getrieben. Fühlen uns wie Vieh. Und total verarscht. Und hilflos. Und sauwütend. Dörti platzt der Kragen. Lautstark motzt sie in die gleichgültigen Gesichter dieser Vollhonks. Eine Hasstirade an Benimmregeln, Respekt, Dienstleistungsethik und Transparenz. Is denen total Wurst. Wir haben über 4 Stunden Aufenthalt. Das muss man sich mal reinziehen. Aus dem Semi-Kurztrip ist eine Tagesreise geworden. War ja klar, das dann auch noch das Frühstück scheisse ist. Anstatt Jam, Marmelade, kriegt Dörti Thunfisch und irgendwelche Fusseln auf dem Brot. Aber der kleine Kellner, kaum des Englischen mächtig, is putzig und bemüht. Wir sind dankbar für jede freundliche Geste und ignorieren den Konfituerenfauxpas. Naja, wir schleppen uns durch Hue und töten Zeit. Wenigstens ist es endlich warm. Und gottseidank schickt uns das Schicksal in diesen Park. Dort singen und tanzen Kids irgendwelche Folklore. Opium fürs Herz. Wir können wieder lächeln.

Phong Nha - das Gesicht sagt alles :-(Hue - tanzende KinderHue - und wir können wieder lächeln :-)

2 Gedanken zu „NINH BINH/PHONG NHA

  1. Nun stellt Euch mal nicht so an! Das Volk hat durch die Kriege schon genug gelitten und Ihr meckert, dass sie Euch nicht freundlich genug begrüssen und das Wetter schlecht ist.
    Ihr könnt Euch ja beim Reiseleiter oder beim Tourismusverband beschweren. Denn die wird es bestimmt gar nicht erst geben.

    Und wenn man nunmal auf eigene Faust in solche Länder reist, muss man auch davon ausgehen, dass es auch manchmal schmutzig und unbequem werden kann.

    Ihr hattet vorallem bei Australien und Neuseeland ja noch Glück gehabt, was solche Probleme bertifft.

    Also bitte wieder zur Vernunft kommen und das Beste draus machen.
    Dörte wünsche ich immer noch gute Besserung!

  2. He ihr Süßen. Bin ja richtig irritiert, dass hier so ein langer Bericht drin steht. Tut mir Leid für euch. Das die Menschen nicht so freundlich sind hat ja Ursachen. Kopf hoch. Es wird auch wieder schön.
    Liebe Grüße

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