NONG KHIAO

Nong Khiao

15 Minuten. Von wegen. Seit 50 Minuten buckeln wir unsere 20 Kilo durch die Mittagshitze Laos. Vom Busbahnhof weit und breit keine Spur. Vielleicht sind wir ja auch vorbei gelatscht. Wer weiss. Irgendwann fängt auch der wackerste Reisende an zu zweifeln. Also ein paar Einheimische gefragt. Bus station? Mit dem Arm nach rechts zeigend. Yes, yes. Heisst es. Muss dann wohl stimmen. Also weiter gestiefelt. Dann das Kopfkino. Vielleicht ist „yes, yes“ auch das einzige Englisch, das ein kleiner Junge und ein alter Mann so drauf haben… Also noch mal fragen. Diesmal einige Frauen, die unter einem kleinen Carport, wenn man das so nennen kann, die Fliegen verscheuchen. Bus station? Auch sie verstehen kein Wort. Aber eine zeigt auf Dörtis Rucksack. Heiki ist schon weit abgeschlagen. Ihre Flipflops sind nur noch Reispapier. Abgewetzte Tanzsohlen, würde es im Märchen heißen. Sie merkt jeden Stein und quält sich dementsprechend. Also Rucksack von Dörti, Lao-Frau-Koffer. Die Synapsen arbeiten. Da muss es doch eine Verbindung geben. Will heissen, auch sie wartet auf eine Reisegelegenheit? Mit Händen und Füssen gehts weiter. Gottseidank heissen die Städte ja gleich. In allen Sprachen. Aha. Bus hält hier auch. Zögerlich setzen wir uns und wringen das Shirt aus. Der Local Bus wirds sein. Von wegen… In Luang Prabang hatte man uns mal wiederwieder überzeugen wollen, es gebe keinen Local Bus. Nur Local Tuktuk. Alles Schmuh. Denken wir, während wir dort sitzend unserem ungewissen Schicksal entgegen blicken… Irgendwann kommt der betagte Bus in einem Affenzahn angerauscht. Mit klassischer Staubwolke. So wie Herby, der Käfer aus den alten Filmen, nur eben als Bus. Wir springen auf, hinein ins Laos-Schlagergedudel. Stolpern über Reisssäcke und grinsen zahnlose Laoten an. Wir sind die einzigen Langnasen. Waren wohl nicht eingeplant. Dieser Bus steht auf keiner Infotafel. Normalerweise setzt man uns Touristen in gesonderte Transportutensilien. Will meinen, dass wir uns durch Zufall dieses echte Stück Laos erschummelt haben. Rückwirkend betrachtet, kann man diese Episode als Rarität betrachten. Old School Reisen. Eine der wenigen Erlebnisse, in denen man ganz dem Zufall überlassen ist. Die Zeiten, in die man ins Ungewisse stolpert, sind vorbei. Alles ist organisiert. Das Hotel kann man online buchen, oft wird man direkt von der Unterkunft abgeholt. Localbusse werden erst gar nicht angeboten. Das Reisen ist mehr oder weniger vorgegarrt. So wie Instantnudeln. Es bedarf keiner weiteren Zutaten wie beispielsweise Risiko und Ungewissheit. Mal ganz ehrlich. Dieser Tag war der erste unserer ganzen Reise, an dem wir den Rucksack länger als 5 Minuten schleppen mussten.
Da sitzen wir also im Nirgendwo, gestikulieren mit Händen und Füssen, kiechern unbekannterweise mit Damen, deren Sprache wir nicht mächtig sind. Dann der Busfahrer, grinst uns an, Wahn im Blick. Wir steigen ein, die Tür bleibt offen und er gibt Gas. Wie eine Figur aus Bugs Bunny, die es nie ins Fernsehen geschafft hat. Schon nach wenigen Minuten hebt es uns aus den Sitzen. Die Bertelsman Lexiothek hätte zig mal Platz unter unseren Hintern. Dem Fahrer sind die Achsen total egal. Und unser Rücken. Keine Zeit für Animositäten. Es wird geheizt. Und wir freuen uns. Sind geflasht und einfältig genug, diesen Moment zu genießen. DAS fühlt sich an wie echtes Reisen.

Nong Khiao - Die Suche nach der Bussation :-)Nong Khiao - Unser Localbus...Schreibversuche im Kamikazebus ;-)

 

Überhaupt ist es hier oben im zentralen Hochland Laos sehr schön. Obwohl dieses Wort mal wieder zu schnöde klingt. Luang Prabang war schon wie Antifalten-Creme für das gebeutelte Backpacker-Herz. Und auch Nong Khiao hat mentale Massagequalitäten. Die Käseglocke über uns. Wir darunter. Friede, Freude, Eierkuchen in allen Poren. Je weiter weg vom Schuss, desto besser wirds. Eine alte Faustregel des Urlaubens. Macht soviel Sinn. Hier oben kannst du richtig durchatmen und aaaaaaalles vergessen. Die Menschen sind unaufgeregt nett. Schlurfen durch die Gegend. Beispielsweise unsere Hotel-Mama. Das Gesicht in Stein gemeisselt, fast gleichgültig. Der siehst du keine Emotionen an. Aber trotzdem stellt sie uns jeden morgen Kaffee auf die Terrasse. Und wir möchten meinen, bei unserer überschwänglichen Freude, die wir ihr zum Ausduck brachten, tatsächlich sowas wie ein Lächeln entdeckt zu haben. Understatement, so to speak. Obwohl sie kaum speak any english.

Nong Khiao

Nong Khiao ist wunderbar. Im Reiseführer steht, dieser kleine Ort würde am Fluss Nam Ou vor einer Kulisse aus waldbewachsenen Karstgebirge thronen. Wir legen voller Inbrunst unser Veto ein. Dieses kleine Dorf thront nicht. Ist ihm vollkommen fremd, solchermaßen anzugeben. Es schlummert vielmehr. Beziehungsweise doest in einem Dornroeschenschlaf. Was auch immer. Wir findens flott. Bleiben einige Tage, um eins zu werden mit der süßen Langsamkeit des Seins. Blick auf den Fluss, umzingelt von Bergspitzen, die die Brasilianer wahrscheinlich Zuckerhüte nennen wuerden. Die Wolken hängen tief. Auch hier wandern wir zu einem Wasserfall. Zuerst jedoch gehts mit dem Longboat den Fluss hinauf. Halten an mehreren kleinen Dörfern, die sich scheinbar seit Jahrhunderen an die Ufer des Nam Ou klammern. Die Kids sind goldig, ebenso wie die beiden französischen Jungs, die mit ihren Eltern zu unserer Gruppe gehören. Wie einfach es doch für Kinder ist, Freunde zu finden. Schon Sekunden nach dem Anlegen unseres Bootes waren sie unserem Blickwinkel entschwunden. Wenig später sahen wir sie oben mit den Kindern des Dorfes zusammen Küken fangen. Überhaupt, was man alles für Menschen trifft… Jeder mit einem ganz eigenen Lebensentwurf. Diese französische Familie beispielsweise, die Söhne 11 und 13, sind für ein Jahr unterwegs. Die Kids werden von der Mutter unterrichtet. Die beiden amerikanischen Mädels kommen aus Alaska. Das ist auch so weit entfernt von unserer Realität. Und erst heute auf unserer Mekong-Bootstour Richtung thailändische Grenze hat Dörti einer älteren Dame geholfen, ins Boot zu steigen. Ein Französin (es wimmelt nur so von denen in Indochina…), bereits etwas gebrechlich, die für 4 Wochen in Laos unterwegs ist. Mit einem Rucksack, so klein, wie ihn einige benutzen würden, um morgens zur Arbeit zu fahren. Pariserin, keine Kinder, keinen Mann. Ein Ferienhaus auf dem Land, einen Liebhaber in New York und jede Menge Freigeist. Alleine unterwegs in Laos. Aber wir greifen vorweg.

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Nong Khiao. Nach der semianstrengenden Wanderung zu dem Wasserfall, die uns an jener stereotypischen Landidylle vorbeiführte, die Laos sein Eigen nennt, ging es noch 2 Stunden mit dem Kajak über den Fluss. Da merkt man erstmal, was man nicht drauf hat. Dörti faulen die Arme schon nach einer Stunde ab. Nicht zu erwähnen, dass der Rücken schon nach einigen Minuten nach Erleichterung schreit. Doch das geilste ist, dass der Nam Ou voller Rapids ist. Stromschnellen. Da müssen auch wir durch. Bisschen Action. Die erste haut uns gleich voll aus dem Boot. Samt Brille, Klamotten und allem Pipapo. Die nächsten meistern wir mit Bravour. Und sind voll angefixt. Haben immer noch das Wild Water Rafting von Australien im Kopf…. Tja, auch dieser Tag geht zu Neige. Alles hat ein Ende. Wir sind zufrieden. Sehr sogar. Das wars. Am nächsten Tag suchen wir den Busbahnhof. Gottseidank haben wir ihn nicht gefunden…

Nong Khiao Nong Khiao Nong Khiao Nong Khiao - Der kleine Junge hat Dörti gesehen ... :-)Nong Khiao - Klassenraum im VillageNong Khiao - Unsere kleine Wanderung.Nong Khiao - Wohnen mal anders...Nong Khiao - Super schöne LandschaftNong Khiao - Auf dem Weg zum Wasserfall.Nong Khiao Nong Khiao - Erfrischung purNong Khiao Nong Khiao Nong Khiao - Dörti hat eine neue Freundin :-)Nong Khiao - KajaktourNong Khiao

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 Gedanken zu „NONG KHIAO

  1. Hall ihr zwei, wie immer schwankt man zwischen bewunderung und begeisterung, was ihr wo alles erlebt habt und angst, was euch hätte passieren können! Aber das können wohl nicht viele touristen berichten, was ihr weit ab von den touristenhochburgen erlebt. Weiter so und gesund bleiben. Lg

  2. Das denke ich auch immer, wenn ich eure Geschichten lese.
    Das noch nichts passiert ist, ist wohl wirklich ein Wunder.
    Die Medien sollten wirklich mehr positive Nachrichten verbreiten. Und nicht immer diesen Horror.
    Und wie unterschiedlich wirklich die Lebensphilosophie der Familien ist- das ist kaum zu glauben und sehr bemerkenswert.
    Abgesehen davon, dass das damals bei uns nicht möglich gewesen wäre. Meinst wäre das nicht gewesen. Aber das wisst ihr ja.
    Mutti das Heimchen.
    Ich denke jeden Tag an euch.
    Hab euch lieb .

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