ORANG UTANS FOREVER

Das schönste Geschöpf der Welt und wir mittendrin...

Lets hit the jungle oder das schönste Geschöpf der Welt

Auf gehts. Drei Tage, zwei Nächte. Im Nachhinein wünschten wir uns, wir hätten eine Ewigkeit gebucht. Die Crew besteht aus vier Personen. Paisal, der Captain, Afif, der Hilfsmatrose, Darmi, die Köchin, und Jeffrey, der Guide. Wir haben das Penthouse oben auf dem Deck. Ein alter Teppich, auf dem die Rucksäcke gelagert werden, eine Matratze in der Mitte mit Moskitonetz, das abends angebracht wird. Die Essecke und zwei Sonnenliegen. Klo wird sich geteilt. Das Wasser kommt von Fluss. Mit der Schöpfkelle wird gespühlt, sowohl das Klo als auch das Geschirr. Alles läuft natürlich in die braune Brühe. Das Abenteuer hat begonnen.

Borneo-Klotoktour
In ein paar Stunden sollen wir die ersten Orang Utans sehen. Kneift uns bitte. Rechts vom Sekonyer River befindet sich der Tanjung Puting National Park. Um die 415 000 Hektar gross ist er und damit Schutzgebiet für 5000 Orang Utans. Wir haben beschlossen, die Fakten sein zu lassen. Hier geht es nur um Emotionen. Ausserdem kann man alles im Internet nachlesen. Und in einem weiteren Beitrag, der bloss noch nicht geschrieben wurde. Also: Rechts der Nationalpark, links die Freikarte. Rechts haben die Orang Utans Exklusivrecht. Links kann man machen, was man will. So in etwa …
Wir sitzen also auf unseren Sonnenliegen wie die Baroninnen von Schnöselhausen und starren in den Regenwald. Der erste Willkommensgruss lässt nicht lange auf sich warten. Nasenaffen. Die mit dem Eumel als Nase. Schön ist was anderes. Trotzdem glühen unsere Gesichter. Das ist live. Wir schippern den Flusslauf entlang und schweigen. Mittags machen wir erstmalig Bekanntschaft mit den Kochkünsten von Darmi. Wir werden abgefüllt. Und es ist lecker. Mehr als lecker. Am leckersten. Ehe wir uns versehen, wird das Bett angerichtet, die Schotten runtergezogen und die Gebieterinnen, erschöpft von der langen Reise, betten ihr Haupt auf rosa Kissen. Wir murmeln noch etwas von unglaublich, dass wir gleich Orang Utans sehen sollen, und schon sind wir beim Sound der Zirkaden eingeschlafen.

Siti und Jeffrey unsere Guides :-)Die Klotoktour beginntBorneo-KlotoktourNasenaffenKlotoktourDie Männchen sehen schon etwas eigenartig aus :-)Wir grinsen mal wieder übers ganze GesichtUnser KlotokbootWir haben das Penthouse :-)Kadong ist unser erster! Es würde uns nicht wundern, wenn man unseren Herzschlag auch bei euch in Deutschland vernommen hätte. In der ersten Auswilderungsstation ist Fütterung um 15 Uhr. Ein kurzer Marsch in den Busch. Rechts, links, rechts, und da hängt er plötzlich. Fast in Augenhöhe. Gibt es Worte? Höchstens ein Stottern. Wu-wu-wu-wu-wunderschön. Wir haben Tränen in den Augen. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Wir könnens ja mal versuchen. Wir fühlen uns geehrt, privilegiert. Als ob wir an etwas ganz außergewöhnlichem teilhaben dürfen. Das hier vor unserer Nase ist kostbar. Eine Rarität. Und diese Augen. Als ob sie alles wüssten, alles gesehen haben… Der Waldmensch. Das bedeutet der Name auf indonesisch. Macht Sinn. Sehr sogar. Wir sehen noch so viele andere. Haben quasi die erste Overdosis. Und können es kaum aushalten. Sitzen und schauen Evolutions-Fernsehen. Vergessen alles um uns herum. Gibt es einen Superlativ von glücklich? Welcher Name auch immer, wir sind es.

Katong - unser erster Orang UtanEr wartet auf die Ranger.... und als er sie sieht rennt er mal ebenan uns vorbeiAuswilderungssation Nummer 1Einfach gigantisch Die kleinen sind der HammerNasenaffen überall...Regenwald und wir mittendrinRomantisch :-)Abends begleiten uns die Feuerfliegen am Flussufer. Sieht aus wie Weihnachtsbaumbeleuchtung. Heiki sieht Krokodilsaugen im Schein der Taschenlampe. Wir werden mit der nächsten Mahlzeit gemästet. Dann gibts Reisschnaps. Die Jungs dachten wohl, sie könnten Dörti abfüllen. Letzenendes sind sie es, die kiechern. Um 9 Uhr ist Schicht im Schacht. Wir sinken in die Federn, um uns herum Dunkelheit und der Sound des Waldes, in uns die Augen der Menschenaffen.

Die Sonne scheint. Kaum ist das Frühstück serviert, wird der Motor angeschmissen. Auf zur nächsten Station. Eine jede hat eine besondere Aufgabe. Bei der einen werden die verwundeten Orang Utans in Quarantäne gehalten. Die andere kümmert sich um die Auswilderung der verwaisten Jungtiere. Als Babys werden sie aufgepeppelt (zu Dörtis Bedauern sind Touristen von dieser Phase strikt ausgeschlossen), später folgt die Lektion des Lebens. Alles muss ihnen gezeigt werden. Wie man klettert, Äste knickt, Blätter und Früchte findet, Nester baut. Den Job hat Jeffrey auch schon gemacht. Er zeigt Fotos, auf denen er einen riesigen Zottelmenschen auf dem Rücken schleppt. Vielleicht erst 6 Jahre, aber mächtig. Die Hände sind gewaltig. Ein ausgewachsenes Männchen ist bis zu 8 mal stärker als der Mensch. Und wenn man sich die Oberarme anschaut, kann man das gerne glauben.
Borneo-KlotoktourDie Orang Utans im Tanjung Puting sind semi-wild. Sie leben in freier Wildbahn und sind doch nicht ganz entwöhnt. Ist eben auch nur ein Mensch. Wieso sollte er freiwillig auf eine gratis Mahlzeit verzichten? Das denken wir. In der Tat ist es etwas komplexer. Die tägliche Versorgung dient dreierlei Zwecken. Einerseits erlaubt sie, die Orang Utans zu überwachen, da sich manche lediglich zur Fütterung blicken lassen. Angesichts der knappen natürlichen Futterreserven reduziert das angebotene Essen ausserdem die Gefahr, dass sich wilde und halbwilde Orang Utans um das Essen kloppen. Und zu guter Letzt ist die angebotene Futtermenge recht gering und dient lediglich als Sicherheit, dass es den Affen gut geht. Angelockt werden sie von bestimmten Lockrufen. Ein wenig wie Tarzan. Die Hälfte der Affen sitzt schon in den Wipfeln und lauert. An dieser Futterstation wird sogar Milch ausgeleg. Sechs Meter vor unserer Nase können wir uns an einer Mutter mit ihrem Jungen ergötzen. Wir sind gerührt. So sehr gerührt, dass das Schlucken weh tut. Eigentlich schauen wir uns selbst zu. Vielleicht ist es das Wort, was uns fehlte. Es ist, nun ja, irgendwie menschlich.

BorneoFütterung mit Milch...Bei diesen Bildern schmilzt unser HerzWir sind mehr als GlücklichDiese Bilder werden wir nie vergessenMama passt immer auf.Wie kann man sie nicht lieben?Wir sind verliebt...Und schauen Stundenlang zu...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Next Stop, Camp Leakey. Hier hat alles angefangen. Vor über 40 Jahren. Tja, was sollen wir sagen. Immer dieses „als ob“. Aber es ist wie es ist. Als ob Borneo noch einmal eins drauf setzen möchte. Wir sitzen noch bei Tisch, als eine dicke Orang Utan Dame namens Siswi den Steg entlang geschlendert kommt. Sich genüsslich kratzt und dann direkt am Bootssteg niederlässt. Da bleibt sie sitzen, und wir alle müssen an ihr vorbei. Und der Versuchung wiederstehen, sie nicht anzufassen. Ganz ehrlich? Es war noch nieee so hart, die Regel nicht zu brechen. Aber wir sassen neben ihr, Körper an Körper, und haben uns in ihren Augen verloren. So gehts dann auch weiter. Orang Utans überall. Direkt am Weg. Über uns. Im Wald. Mit Jungen. Mit Baby. Wir können uns nicht satt sehen.

Siswi ... macht es sich auf dem Steg bequemDörtis Traum ist wahr geworden...Kaum zu glauben sie sind überall und wir mittendrin:-)... er will doch nur spielenMutter und SohnWie Weise sie aussieht und erst die AugenEinmal knuddeln wäre schön :-)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das könnte ewig so weiter gehen. Endlose Loblieder wären zu singen. Über die Crew, deren Herzlichkeit, unser Gelächter. Jeffrey, der gerne studieren möchte, aber die Gebühren nicht zusammenkriegt. Über das gute Essen, die frittierten Bananen. Über die Stunden auf dem Sonnendeck. Die Zirkaden. Die Makaken. Die faustgrossen Schmetterlinge. Die wilden Orang Utans, die wir in der Dämmerung in den Baumwipfeln gesehen haben.Unsere Nachtwanderung, deren Ausbeute sich liest wie eine Einkaufsliste im Zoohandel: irgendein giftiges Insekt, Feuerameisen, ein Zwergreh (Moos Dear), ein Tausendfüssler, leuchtende Pilze, Tarantulas, ein Piepmatz, kein Leopard… Unsere Stippvisite in einem Dorf auf der anderen Seite des Flusses, in denen, wie bizarr, die Hälfte der Bevölkerung auf den Palm Oil Plantagen arbeitet, die andere im Nationalpark. Und der Besuch in der ReforestStation, aus zweierlei Sicht für ewig in Erinnerung. Zum einen haben wir einen Baum gepflanzt, der mit etwas Glück die nächsten Jahrhunderte in Borneos Regenwald stehen wird. Heiki und Dörti steht auf dem Schild, 21.01.2015. Der Baum heisst Nyatuh. Aufs tiefste gerührt sind wir von der Person, die in diesem Zentrum die Stellung hält. Den Namen haben wir leider vergessen. Aber er lebt seit über 10 Jahren, meistens allein, dort mitten im Wald. Anfang dieses Jahrhunderts hatten Wilderer ein Feuer gelegt und viele Hektar von wieder aufgeforsteten Wald vernichtet. Arbeit von Jahren zunichte gemacht. Er hielt die Stellung und fing von vorne an. Der ganze Jungwald, den wir dort gesehen haben, ist zum grössten Teil ihm zu verdanken. Kann man das noch Idealismus nennen? Und er macht weiter. Tag für Tag. Wir könnten heulen. Was kaum jemand weiss und uns zutiefst wundert. Die Unterstützung der Foundation basiert auf zwei Säulen. Den Orang Utans und der Wiederaufforstung. Dementsprechend gehen die Spenden auch nur in beide Bereiche. Was nirgendwo steht bzw. erwähnt wird, somit auch keine Gelder kassiert: Dieser Mann zieht auf eigene Faust Setzlinge medizinischer Pflanzen. Er hat jahrelang den ganzen Regenwald abgegrast und über 150 Arten gesammelt. Das Wissen hat er von seinem Vater mitbekommen. Der Salär von der Foundation ist natürlich dürftig. Er hat kein Boot, keinen Strom, kaum Mittel… Aber er bleibt und macht weiter. Der Medizinmann und sein Wald. Das muss Liebe sein.

TausendfüsslerSchön ist was anderesNachwanderung ...Wir haben einen Baum gepflanzt... mitten im RegenwaldUnsere CrewVillage im Nationalpark... aber immer mit TV Antenne :-)Dachherstellung auf IndonesischAlles passiert im Fluß - Waschen, Spülen, Baden und :-(Ein TraumGoodbye Klotok wir vermissen Dich jetzt schon

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tja, die Emotionen brodeln über. Man kann sagen, wir sind gerade nah am Wasser gebaut. Die letzten drei Tage haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Wir sind geflasht. Glücklich. Traurig angesichts der vagen Zukunft unserer zottligen Freunde. Mag sich mancher fragen: Und sowas löst ein Affe aus? Schaut selbst auf die Bilder. Er ist soviel mehr als nur ein Affe.

Für diese Bilder müssen wir kämpfenDamit es in 20 Jahren die OrangUtans noch gibtWir sind mehr als glücklich...

8 Gedanken zu „ORANG UTANS FOREVER

  1. Hey Weltenbummler,
    Dörti hat es wieder so geschrieben und dazu die Fotos, dass die Rührung überschwabbt. Mir wird warm ums Herz und ich muss mich zusammen reißen, das die Augen nicht feucht werden. Vielleicht schaue ich es mir auch mal life an…
    Habt Ihr eigentlich Fidji und Singapore ausgelassen, da ich dort keine Zeilen finde und jetzt ganz überrascht war, dass bei Borneo doch etwas zu finden ist?
    Wir umarmen und drücken Euch, ganz liebe Grüße!

  2. Sehr schön mal wieder von Euch zu lesen und sehr viele interessante sowie bewegende Momente, von denen Ihr da schreibt.

    Dann müsst ihr in 50 Jahren ja wieder dort hin um zu gucken, was aus Eurem Baum geworden ist. 🙂

    Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, habe ich eine Frage. Wieso dürft Ihr die Orang Utans nicht berühren? Bei den Koalas ging das doch auch. ????

    • Weil sie bis zu8 Mal stärker sind und auch mal n schlechten Tag haben. Dann können se patzig werden. Und das tut weh…. Sind immerhin Wildtiere, lg , Grossa

      • Ist jetzt die Frage, wer vor wem geschütz wird.

        Die Koalas sind zu schwach um sich zu verteidigen – dürfen also „getätschelt“ werden. Auch wenn sie es vielleicht gar nicht wollen.

        Und die Orang Utans dürfen nicht berührt werden, das sie sich verteidigen könnten.

        Das klingt doch verrückt!

  3. Wunderschön wunderschön.. Und auch Ruck zuck vorbei. Und die Erinnerung bleibt ewig. Will gar nicht wissen, wie viel Geld ihr allen zugesteckt habt. Und es wäre wirklich schön, wenn der Baum überlebt und irgend welche Nachkommen der Familie Ahlgrimm und Co später den Baum entdecken und sagen könnten – den haben unsere Tanten gepflanzt. Undenkbar eigentlich. Liebe Küsse

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