ON THE ROAD 2

Turtel Beach
Tag 3
Um 7.30 Uhr steht Siti mit einem Kaffee vor der Tür. Das ist das Startzeichen. Wir werden das Meer sehen. Es geht nach Kubu, dort, wo das Kap vom Tanjung Puting ausläuft. Gegenüber fällt der Tanjung Kaluang National Park ins Wasser. Dazwischen die Bucht und kleine traditionelle Fischerboote. Schön ist es. Das Prozedere bei unserer Ankunft ist wie am Vortag. Foto hier, Foto dort, alles gackert. Siti schlägt vor, ein Business aufzumachen. 1000 Rupien pro Bild. Haben wir als Plan F abgespeichert. Man weiss ja nie, was das Leben mit einem so vorhat.

Selamat DatangFoto hier, Foto dort...Selamat DatangAlle wollen ein Foto...Wir sollten Geld für nehmen :-)Gebadet wird überall

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit dem Speedboot gehts zu einer Schildkröten-Aufzuchtsstation. Alles etwas dilettantisch, finden wir. Kann man aber auch nicht mit Australien vergleichen. Zig Ranger brüten in der Demse. Die Zahlen an den Brutstellen stimmen nicht. Und die Becken sind klein. Womit wir gar nicht gerechnet haben: Wir dürfen für ein Spende von 7 Euro 2 kleine Baby-Turtles ins Meer entlassen. Mit Namen, versteht sich. Leider bleibt uns kaum Zeit, uns kennen zu lernen. Bisschen Small Talk, und das wars. Innerhalb von Sekunden haben sie Lunte gerochen und sind in der Weite des Ozeans verschwunden. Tschüssinger, ihr beiden. War uns eine Ehre. Mit etwas Glück schaffen sie 60 Jahre. Darf bloss kein Plastikmüll in die Quere kommen. Und von dem gibts leider reichlich, wie wir später sehen werden. Trotzdem freuen wir uns wie Bolle. Schön sind sie, diese Relikte aus uralten Zeiten.

Turtel BeachHier brüten die Eier ausWir durften uns zwei aussuchenDas sind Siti und Life :-)Die von uns freigelassen werden...Turtel Beach ist Traumhaft schön

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir knattern weiter die Landspitze hoch. Tanjung Pandang heisst der Mangrovenwald inkl. Nationalpark. Keine Menschenseele dort, dafür aber jede Menge Menschenmüll. Wird alles von der Flut angeschwemmt. Der Ranger, der uns begleitet, ist konstant am Einsammeln. Auch am Hafen pflaumt er die Kids an, sie sollten ihren Müll nicht liegen lassen. Sehr patent. Er ist übrigens der Bürgermeister und wird uns später noch sein Haus zeigen. Nicht ohne Stolz. Es ist sauber und gross. Wer kann, der kann.
Selamat Datang
Der Tag endet früh. Rechtzeitig, um den Sturzregen zu vermeiden. Es ist immerhin Regenzeit. Bisher haben wir Schwein gehabt. Wir liegen unterm Ventilator und gammeln. Mal schauen, wer als erstes auf Toilette muss. Das grosse Geschäft, wenn ihr versteht. Bisher haben wir 3 Tage durchgehalten. Und drücken die Daumen, dass es noch 3 weitere werden. In Singapur kann man wieder sitzen…

Tag 4 – Laufende Fische und das Meer
Siti ist zu spät. Tsss. Und wir umsonst früh aufgestanden. Als Wiedergutmachtung bringt sie fritierte Jackfruit. Wir lassen die Schnute also sein. Passiert in den besten Familien. Diesmal hat sie ihren Schwager eingespannt. Der hat ein Auto und mit selbigen gehts an die Küste. Zweckmässig sind sie ja, die Menschen. Er hat seinen dreijährigen Sohn im Schlepptau. So wird aus dem Arbeitsauftrag ein Vater-Sohn-Tag am Meer. Ausserdem wohnt die Schwester von der Oma dort oben. Der Lütte fremdelt. Für ihn sehen wir mit Sicherheit komisch aus. Schon zwei Kleinkinder fingen bei unserem Anblick an zu weinen. Was der Bauer nicht kennt… Wir Damen residieren hinten. Alles ohne Gurte.Karaya
Es geht in die gleiche Richtung wie am Vortag. Bloss noch weiter. JWD sozusagen. Bis zum Horizont diabolische Palmoil-Plantagen. Nach mehr als einer Stunde verkündet Siti, auf ein Schild zeigend, dass hier wäre von der Regierung geschütztes Land. Der Abschnitt links von der Strasse. Ein 20 Meter breiter Streifen. Dann kommt das Meer. Uah. Unser Applaus lässt logischerweise auf sich warten. Das gleiche Schild steht übrigens hundert Meter weiter rechts. Und trotzdem ist alles mit Palmöl kultiviert. Unsere Reise führt uns ins traditionelle Indonesien. Friedlich ist es. Wunderschön. Bis auf den Müll. Aber auch daran gewöhnen wir uns langsam. Das Dörfchen Karaya liegt direkt am Strand. Kleine Puppenhäuschen umrahmt von Kokussnusspalmen. Vom Meer trennt sie nur eine sandige Hauptstrasse. Die Fassaden sind in Bonbonfarben gestrichen. Rosa, hellblau, lila und lindgrün. Weiss getünchte Zäunchen umgeben kleine Gärten. Dort gackern Hühner, wachsen Mangobäume und andere Früchtespender. Die meisten der Bewohner leben vom Fischfang.

Der Strand in KarayaHier kann man es aushalten.Dörti genießt das Meer...Heiki ebendso...KarayaSiti unser Wirbelwind.Es ist einfach wunderschön hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der alten Dame im Haus wird das Mittag serviert. Die Entrees noch im kleinen Häuschen. Den Hauptgang nehmen wir am zehn Meter entfernten Strand ein. Picknick auf indonesich. Pitoresk. Siti bringt uns ein Kissen und wir dösen im Schatten der Palmen ein. Irgendwann schlendern wir müßig durch Karaya. Frieden in der Brust, Meeresbriese im Kopf. Als ob die Zeit stehen geblieben ist. Eine Romanvorlage für Rosamunde Pilcher. Unwirklich.

Vorspeise ist serviertWir genießen die GastfreundschaftGegessen wird am Strand - Lifestyle pur

 

 

 

Auch das, was wir im Schlamm an der kleinen Mole sehen. Man lernt nie aus, heisst es. Fische, die sich an Land fortbewegen. Sie robben durch den Matsch mit ihren beiden Vorderflossen. Die Kiemen sind weitgeöffnet. In der Trockenzeit können sie eine lange Zeit so überleben, erzählt Siti. Noch nie was von gehört, geschweige denn gesehen. Und irgendwie eigenartig. Creepy trifft es im Englischen besser.
Noch nie gesehen...:-)Wir lassen es uns gut gehen.

 

 

 

Die Sonne steht hoch und Siti jagt uns weiter. Zeit für die Dusche. Am Ende des Dorfes liegt eines der Highlights dieser Region. Pati Mambang, ein kleiner Wasserfall mit Frischwasser. Siti darf nur mit Sarong und Dörti fragt verlegen, ob sie denn im Bikini dürfte. Darf sie. Macht sie. Und wünschte sich einen Burkini. Innerhalb von Sekunden wird der Rücken von Moskitos attackiert. Einmal mehr singen wir ein Loblied auf Bushman Deet 40. Ein australisches Mückenspray mit Killerinstinkt.
Kleiner Wasserfall.Tolle Farben...Borneo-Pati Mambang Waterfall

 

 

 

Zum Sonnenuntergang gehts zum Teluk Bogam Beach. Leider macht uns die Regenzeit einen Strich durch die Rechnung. Die Rückfahrt wird lustig. Durch zentimetertiefe Wasserlöcher ackern wir uns den Weg zurück nach Kumai. Dort weit uns Siti in den letzten Programmpunkt unserer Reise ein. Es geht in eine Schule. Eine Lehrerin hat angefragt. Muss Dörti wohl ran. Und noch die Haare waschen. Der erste Eindruck ist immerhin entscheidend.

Borneo-Kumai-Karaya BeachRegenzeitGood bye, my friend

 

 

 

 

5. Tag
Wir sind erschöpft. Vollgetunkt mit Eindrücken. Läuft grad alles über. Das schwüle Wetter tut sein übriges. Der letzte Tag, der mit einem Ausflug zur YAYORIN Yayasan Orangutan Indonesia Organisation beginnt. Die Schule ist schon wieder vergessen. Im Yayorin nimmt man sich Zeit für uns. Bei Dörti kommt die alte Journalisten-Gewohnheit zum Vorschein. Block raus und in Sauklaue mitschreiben. Der ist sowieso immer dabei. Der Frust ist gross. Wie immer, wenn sie was nicht versteht. Wem gehört jetzt das Land und wer darf was drauf anbauen? Wer entscheidet und vor allem kontrolliert? Und wieso reguliert die Scheiss Regierung nicht den Palm Oil Anbau? Doch das Thema ist viel zu komplex. Und deprimierend. Wie müssen sich dann erst die Mitarbeiter dieser immerhin staatlichen Instituion fühlen? Die Organisation ist ein Pionier in Sachen Education & Conservation. Die Regierung passt da bloss irgendwie nicht rein. Das ist wie Wasser predigen und Wein saufen. Überhaupt verstehen wir die ganze Struktur nicht. Eine indonesische Vereinigung, die aber von internationalen Geldern abhängig ist? Von Spenden. Auf jeden Fall kann man vor diesen Herren den Hut ziehen. Keine leichte Aufgabe, die sie haben. Sie legen quasi das Fundament. Gehen in die Dörfer und Schulen und versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Bieten alternative Landnutzungen an und helfen bei der Umsetzung. Versuchen Familien, die sich einen Orang Utan als Haustier halten (das solllen nicht wenige sein), auf den richtigen Pfad zurückzuführen. Und werden desöfteren von Schlägern bedroht. Und troztdem machen sie weiter. Die Früchte der Arbeit sind spärlich. Sie rennen gegen Mauern. Das nennt sich wohl Optimismus.

Weiter gehts zu Jeffrey, der uns auch noch einmal sehen will. Der hängt mit Kumpels an Mutterns Haus ab. Es gibt Bier zur Freude Dörtis. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Sie verspricht ihm, ne Flasche Wein zu schicken. Ihre Hängematte hat er schon. Sowieso könnten wir unser ganzes Hab und Gut verschenken. Oder sie mal zu uns einladen. Noch nie geflogen sind weder Siti noch Jeffrey. Und trotzdem sind sie zufrieden. Zumindest Siti. Erst muss sie sich um die Bildung ihrer vier Kinder kümmern. Dann kann sie über ein eigenes Haus nachdenken. Die Lebensgeschichten sind sowieso eine Klasse für sich. Sitis Exmann war auf Chrystal Met. Ihre Mutter wurde schon mit 12 verheiratet. Afif von der Stiefoma mit sieben als Tagelöhner auf die Felder zum Arbeiten geschickt. Vom Opa verhauen. Eine Schule hat er nie besucht. Er kann viel ab, der Mensch. Davon kann jeder auf seine kleine Weise ein Lied singen.

Gleich kommt Siti. Will mit uns den Flughafentransfer absprechen. Dörti erwähnte vorhin auf dem Moped auch die Bezahlung. Ein verdutztes Gesicht von Siti. Hat sie tatsächlich vorgehabt, das als included Servive abzutun? Sie nuschelt irgendwas von einem freien Tag… Es waren fünf Tage full on! On the road mit Siti. Hinein ins indonesische Leben. Nunja, wir werden die Rechnung begleichen. Dörti hat auch noch ein paar neue Ideen für ihre Webpage. Schauen wir mal….

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