TASMAN BAY

Jetzt aber schnell in die Tasten gehauen. Bereits seit vier Tagen in Nelson, und es ist noch nicht vorbei. Soviel passiert und wir wollen nicht Gefahr laufen, irgendwas zu vergessen, verwechseln etc. Erinnerungen sind ja bekanntlich sehr schnelllebig, und in unserem Alter… Nelson also, der nördlichste Süden sozusagen. Der Tasman Bay bildet das Zentrum, ganz im Norden ist die Golden Bay, wo wir uns gerade befinden. Ganz so goldig isset grad nicht, es stürmt und regnet. Sind wir froh, dass wir kein Zelt haben… Nelson heisst auch die grösste Stadt, in die wir als erstes eingelaufen sind. Auffallend ist, wie übereifrig Ebbe und Flut zugange sind. Hier oben herrschen die Gezeiten und uns begegnet täglich eine schier endlose Wattlandschaft. Durch Nelson, die Kiwistadt mit der höchsten Lebensqualität, sind wir quasi nur durchgerauscht. Im Grunde hat uns der beissende Wind rausgefegt. Und wie der Teufel es will, klärt es auf. Wir lassen uns wie gewohnt von den Strassenschildern inspirieren und biegen gleich mal rechts zum Rabbit Beach ein. Den Strand haben wir ganz für uns allein. Dank Ebbe ist er riesig. Natürlich darf auch der Kaffeekranz nicht fehlen. Dörti braucht ihr Koffein, sonst wird sie zum Ork. Zeit zum sinnieren. Diesmal wundern wir uns über den vermutlich riesengrossen Etat des Tourismus- und Umweltamtes. Wohl kaum eine Stadt im Land, die keinen ökologisch-historisch wertvollen Park, Wald, Wiese, Weiher, Pfütze oder gleichermassen vorzuweisen hat. Alles natürlich ausgiebig beschildert, gezähmt, angelegt, befestigt, toilletiert und sonstiges. Hut ab.
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Aber weiter nach Plan. Unser Ziel ist der Abel Tasman National Park. Die Orte auf dem Weg dorthin klingen japanisch. Takaka, Hamama, Kotinga, Motueka…Und woher kommt eigentlich der schneebedeckte Riese dort hinten am Horizont? Gerade eben waren wir noch am Strand. Sagten wir nicht, dass Land der Extreme….

Abel Tasman National Park 0020

Abel Tasman National Park. Benannt nach einem niederländischen Segler, der neben diesem wunderschönen Fleck Erde auch Tasmanien und die Tasmanische See entdeckte. Im Vergleich zu anderen Reisezielen hält sich der Reiseführer mit beschönigenden Attributen bedeckt. Unverständlich. Wir können nur staunen. Wie soll man Mutter Erdes Sinn fuer Ästhetik in Worte fassen? Traumhaft klingt kitschig und nach Kaffeeefahrt. Atemberaubend zu sphärisch. Wunderbar trifft es auch nicht richtig. Und wieder müssen wir uns der äusserst treffenden Ghettosprache bedienen und staunen ein grandioses „Hammer“ in die Welt. Wir machen es uns in der kleinen Meersiedlung Marahau gemütlich. Eigentlich steht eine Küstenwanderung auf dem Programm. Nur können wir nicht wissen, dass die meisten Tracks nur via Wasser zu erreichen sind. Es sei denn, wir schaffen 51 km an einem Tag. Also beginnen wir die Tagestour mit dem Wassertaxi. Das bringt uns erstens an den gewünschten Spot (Barks Bay), zweitens jede Menge Speed und schlussendlich zum sehnlichst erwarteten Jubelruf. Jawoll! Endlich haben wir Robben gesehen. Live. So ohne Zoo und so. Die ersten der drei maritimen Kollegen, die wir auf der Liste haben. Freude schöner Götterfunken! Fast schon vergessen der platte Reifen, den wir morgens ignorierten, um uns den Spass nicht verderben zu lassen. Strahlend gehen wir an Land und kriegen den Mund nicht zu. Es sieht absolut exotisch aus. Türkisblaues Wasser und der subtropische? Wald, der sich in die Tasman Bay ergiesst. Es sieht aus wie Sommer, fühlt sich aber immer noch nicht so an. Das hält hoffentlich den Neid beim Betrachten der Bilder ein wenig in Grenzen…;) Wir stiefeln dick eingepackt los und knipsen im Sekundentakt Fotos. Manchmal müssen wir auch warten, bis wir an der Reihe sind. Standpunkt schon besetzt. Hier gehts nämlich zu wie auf der Kirmis. Die meisten der Wanderer machen den Abel Tasman Küsten Track, der über mehrere Tage geht. Sogar ein Hostel auf einem Boot gibt es. Wir beschliessen, das nächste Mal diese Erfahrung auf die To-Do-Liste zu setzen. Heute sind es nur vier Stunden, die wir berauscht durch die Landschaft wandeln. Vier Stunden laut Buch. Wir Sprinter-Ahlgrimms schaffen es in 2 3/4. Eigentlich hätten wir`s noch schneller geschafft, aber es passiert das unvermeidliche erste Outdoor-Malheur, das wohl überhaupt niemand, aber auch absolut niemand, für möglich gehalten hätte. Es passiert Heiki!!!!! NICHT der Kleinen. Ha. Ha. Ihr alle habt auf das falsche Pferd gesetzt. Es ist die Grosse, die wie ein junges Reh über die Steine springt und samt Klamotten in den Fluss fällt. Andererseit… Gott sei Dank Heike. Die hat nämlich an aaaales gedacht: Wechselhose, Wechselsocken, Wechselschlüpper. Jaja, Vorsorge ist besser als …

Wir sind beseelt und warten auf unseren Skipper. Jetzt haben wir den Kopf auch frei, zu überlegen, wie man eigentlch einen Reifen wechselt. Obwohl schon mehrere Male zumindest physisch anwesend, kannst`e Dörti sowieso schon vergessen. Also musste Heiki erst nach Neuseeland reisen, um ausgerechnet an einem Vielfachtonner das erste Mal das olle Ding zu reparieren. Allein schon rauszukriegen, wo das Ersatzrad liegt und vor allem wie man rann kommt… Also liest Doerti sauber aus dem schlauen Buch vor und Heiki lässt Taten folgen. Irgendwann kommt dann noch Dan aus Wales und möchte helfen. Hätte Heiki auch alleine hingekriegt. Aber wir wollten noch einen Dritten leiden lassen. Well Done, Dan. Vielen Dank. Und Bravo, Bravo, Bravo, Heiki. Echte Trucker-Attitüde.

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Zeit rennt, also schnell wieder in den Sattel gesprungen und weiter hoch zur Golden Bay. Wir wollen selbstverständlich ans Ende der Welt. Macht der Gewohnheit. Farewell Spit, ein Feuchtgebiet internationaler Bedeutung. Ganz anders also noch gestern und nur eine Stunde entfernt. Ein schroffes, windverwehtes Land mit mächtigen Dünenformationen, hochragenden Felsinseln und Robbenkolonien. Die Wolken hängen tief in den Bergen. Nachdem wir zunächst den Wharariki Beach bei äusserst mittelmässigem Wetter erobert haben, machen wir uns tagsdarauf auf, den letzten Zipfel von Farewell Spit zu erkunden. Aus 3 Stunden werden 5, da wir auf halber Strecke irgendwie nicht die Kurve gekriegt haben und unbefugt den letzten Zipfel extrem geschützte Sperrzone betreten. Wir latschen und latschen, bis wir langsam ins Zweifeln kommen. Zumal der Strand immer kleiner wird, Treibholz sich auftürmt und die ersten Knochenteile auftauchen. Mehrere Male muss Heiki aufgrund extremen Verwesungsgeruchs nach Luft schnappen – jetzt weiss sie endlich auch, wie sowas riecht. Dörti schaut sich die ganze Chose ungeniert an, kartografiert die Kadaver, vermisst, fotografiert und zieht noch paar Walzähne aus den Kiefer. Kann man immer gebrauchen. Irgendwann kehren wir um und stossen doch noch auf das richtige Hinweisschild. Und endlich stehen wir vor der vielgerühmten Mondlandschaft. Den 35km langen Strand säumen halbmondförmige Dünen. Und dazwischen nichts als Himmel und Meer. Surreal und sehr sehr einsam. Wie unwirklich! Pure Euphorie wird durch die Venen gepumpt angesichts solcher Perfektion. Zeit für Kopfkino, während wir so durch den Sand stiefeln. Was hatte die Besitzerin von unserem Campingplatz in Collingwood noch einmal gesagt? „How lucky we are to have all that“. Wie glücklich sie sein können, dieses schöne Fleckchen Erde haben zu dürfen. Jep, das können `se sein.

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PS. Was wir noch dazu gelernt haben? LPG ist hier ne Gasflasche und bei der NPD kannste Tanken. OMG!

PPS. Backen ist sowas wie ein kollektives Talent der Neuseelnder. Oftmals gönnen wir uns nach den Wanderungen eine eiskalte Cola, enen leckeren Kaffe und eines dieser zum Wegschmelzen guten Kuchen. Carrot Cake ist ´ne Bombe.

3 Gedanken zu „TASMAN BAY

  1. OMG!!! hr habt bestimmt mein Lachen gehört 🙂
    Dörte, Du solltest mal bei dem ein oder anderen Comedian anfragen, ob du seine Texte schreiben darfst. Dann gäbe es mal wieder wirklich was zu lachen! Grosses Kompliment – ich habe beim Lesen der Texte ein Dauergrinsen im Gesicht, weil ich mich schon auf den nächsten Kalauer freue 😉

    • Huhu, so solls sein. Und danke fuer das Kompliment. Ich grinse eigentlich auch immer innerlich. Nehme mittlerweile einen Schreibblock mit, wenn wir unterwegs sind. Absolutes Koppkino, wird alles gleich notiert. Viele Gruesse von Franz Josef… Mehr dazu spaeter…

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