VIENTIANE

Vientiane soll eine der kleinsten Hauptstädte der Welt sein. An dieser Stelle werfen wir vielleicht gleich schnell ein Lob an Rainer ein. Beim letzten Skypetermin mit Mutti konnte der uns diesen Namen nennen. Hut ab. Selbst Dörti musste erst nach Laos kommen, um nun auch um dieses Topographieelement reicher zu sein. Klein also. Wir sind in wenigen Stunden durch. Will meinen, wir haben die paar Tempel und Stupas abgelatscht. Schleichen trifft es wohl eher. Bei 40 Grad bewegen wir uns im Schneckentempo und müssen uns zusammenreißen, vor Bauarbeitern nicht ehrfürchtig auf die Knie zu gehen. Von Hauptstadtlärm keine Spur. Selbst der Verkehr ist mässig. Auch keine hohen Häuser. Provinziell trifft es am besten. Vielleicht vergleichbar mit Neustrelitz? Bloss in asiatischer Ummantelung. Oder so ähnlich. Mehr gibt es zu Vientiane nicht zu sagen. Vielleicht auch, weil unser Auffassungsvermögen von der Hitze dahin gerafft wurde. Nutzen wir also den freien Platz für ein, zwei allgemeine Bemerkungen aus dem alltäglichen und religiösen Suppentopf Asiens.
VientianeVientiane - Abkühlung bei fast 40 Grad...Vientiane Vientiane VientianeVientiane Vientiane - Was hier so an Bäumen wächst :-)Vientiane - Wer sieht hier noch durch?Vientiane

 

 

 

 

 

 

 

 

Laos. Hat man sonst ja überhaupt nicht auf dem Schirm. Hammer und Sichel sind wieder an der Tagesordnung in dieser Demokratischen Volksrepublik. Die Schüler tragen Halstücher, sowohl die roten als auch die blauen. Wir möchten meinen, sogar FDJler erblickt zu haben. Was wir unbedingt zu Protokoll geben möchten ist der Fakt, dass Laos zu einem der Staaten mit den größten Mengen an nicht explodiertem Kriegsmaterial im Boden gehört. Vermächtnis des Vietnamkrieges! Der parallel im Nachbarland Laos geführte Konflikt erscheint jedoch in keinem Geschichtsbuch. Zwischen 1965 und 1973 regneten 2,1 Millionen Tonnen amerikanischer Bomben auf das Land, mehr als auf Deutschland und Japan während des Zweiten Weltkrieges. Und das, obwohl Laos zu neutralen Boden deklariert wurde!!! Die hatten mit der ganzen Scheiße eigentlich garnix zu tun. Etwas sachlicher erklärt: Zwar war Laos 1954 und ein zweites Mal 1962 auf den Genfer Konferenzen für neutral erklärt worden, doch lag das Land mit seinen langen Grenzen zum kommunistischen China und Nordvietnam an einem wichtigen geostrategischen Platz und wurde von den USA zum Puffer gegen den sich ausbreitenden Kommunismus auserkoren. Als dann der Ho-Chi-Minh-Pfad – die zentrale Versorgungsroute der Nordvietnamesen von Nord- nach Südvietnam – durch Teile von Laos führte, lieferten sich die laotischen Kommunisten der Pathet Lao und die Nordvietnamesen einen Guerillakrieg mit den USA. Von den mehr als 2 Millionen Tonnen Bomben, sind bis heute etwa 50 % des Territoriums betroffen. Lasst euch diese Zahlen mal durch den Kopf gehen.

Der Buddhismus gehört auch hier zur am meisten praktizierten Religion. Wir mögen die Idee der Geisterhäuser. Egal, ob ärmliche Hütte eines Reisbauern oder ein First Class Hotel, ein jedes verfügt über ein kleines Geisterhaus. Hier wohnen, man staune, die Hausgeister, denen auf einem kleinen Vorbau regelmäßig Opfergaben dargebracht werden müssen. Es gibt gute und böse Geister, Erd- wie Hausgeister. Allein in und um einem Haus herum hausen 9 Geister. Dabei werden die guten, wenn sie als solche erkannt werden, in die Familiengemeinschaft aufgenommen. Die bösen Geister finden jedoch ihre Heimat in den Geisterhäuschen, wo sie durch die Opfergaben – Reis, Suppe, SSchnapps, Fleisch, Wasser, Obst, Kerzen und Räucherstäbchen – täglich aufs Neue besänftigt werden wollen. Bei bösen Geistern soll es sich übrigens um verstorbene Menschen handeln, denen die Wiedergeburt verwehrt geblieben ist.
Vientiane - Geisterhäuser vor jedem Haus...Vientiane - GeisterhausVientiane - Geisterhaus

 

 

 

 

Was wir weniger mögen, ist die Tradition der Bettelmönche. Wohl auch, weil wir meinen, die Idee der Abstinenz, des Verzichts, ist ihnen in den Querelen der Zeit abhanden gekommen. Wie sonst erklärt man sich rauchende Mönche oder die Smartphones in deren Händen? Auch wundern wir uns über die Unsummen an Scheinen, die in den Taschen dieser Kuttenträger verschwinden. Und deren Verwendung. Dörti weigert sich partout, auch nur einen Cent zu geben. Verständlich angesichts der Tatsache, dass jeder Einheimische bei den Mönchen in Geberlaune ist, wenn auch verpflichtenderweise, weil sonst das Karma meckert. Einem Obdachlosen gegenüber ist man weniger großzügig. Tendenz gegen null. Das ist zumindest unser Reim, den wir uns bilden. Trotzdem gehören die Bettelmönche so zuverlässig zum hiesigen Morgen wie der Briefträger in unseren Breitengraden. Sie müssen sich auch ranhalten. Im Internet finden wir folgende passende Beschreibung: „Sie laufen in ihren verkehrssicheren organgefarbenen Kutten, durch die Straßen, bleiben hier ein wenig ratlos stehen, blicken dort fragend über die Auslagen eines Marktstandes hinweg, bis ihnen eine Handvoll Klebreis, ein wenig Obst oder auch einige Geldscheine in ihre Opferschalen gelegt werden.Einige der frommen Männer ziehen während der Spende genüßlich an ihrer Zigarette, was ihnen die tolerante buddhistische Weltanschauung unter anderem auch deswegen gestattet, weil sie sich ansonsten tagaus tagein im Dienste des allgemeinen Karmas mit der Befolgung von nicht weniger als 227 Verhaltensvorschriften plagen müssen. Auch dass die kahl geschorenen Mönche sich gleich nach dem Erhalt der Gaben brüsk abwenden und zielgerichtet weiter marschieren, muss man verstehen, tickt doch sogar im religiösen Leben des südostasiatischen Mönches die Uhr: bis etwa 11.00 Uhr: zu einer Zeit, in der mancher touristische Langschläfer gerade sein Frühstück beendet hat, muss die buddhistische Betteltour abgeschlossen und die einzige Tagesmahlzeit beendet sein.“ Dem können wir nichts mehr hinzufügen.
Mönche überallMönche beim SightseeingMönche in Angkor Wat

 

 

 

 

Was sons noch? Rund 40 % der Laoten haben noch nie eine Schule besucht. Der jährliche Waldverlust wird auf etwa 300.000 Hektar geschätzt. Überrascht uns nicht. Durch großflächige Entwaldungen in den letzten Jahrzehnten sank der Grundwasserspiegel in manchen Gebieten, was zu einer prekären Trinkwassersituation in Laos führte. Zudem sind durch die Vernichtung des Lebensraumes eine Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Der Wald ist vor allem durch die Holzgewinnung, durch Rodung zur Ackerlandgewinnung und durch die Brennstoffgewinnung gefährdet. Auch hier wildern die Chinesen im grossen Stil. Kennt ihr Mafalda? Ein Comicmädchen aus der Feder von Quino und das schlechte/gute Gewissen (wie mans nimmt) dieser Welt. Das ist aus den 60-igern, aber schon damals hatte Mafalda Schiss vor den Chinesen. Kann man verstehen. Wer Affenhirn, Bärengalle oder Tigerhoden benötigt, um länger arbeiten oder schönere Kinder zeugen zu können, dem ist auch nicht zu trauen. Verdammt sollen sie sein.

Bleibt abschliessend noch die letzte Erweiterung unseres Wissensstandes zu erwähnen. Wie heisst der der abgestandene Rest in einer Bierflasche? UWE. Unten wirds eklig. Biervokabular will gelernt sein. Amen.

Ein Gedanke zu „VIENTIANE

  1. Ihr schreibt sehr kritische Sachen. Man tut sich schwer alles zu verstehen. Und den Artikel mit den Elefanten sind auch sehr nachdenkenswert.
    Wir haben auch so eine Tour gemacht. Haben aber auch nebenbei Äpfel gekauft und gefüttert. Soll meine Entschuldigung sein.
    Lg

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