DAINTREE RAINFOREST

Mount Alexander lookout
Daintree National Park

Wir haben in Tarzans Wohnstube rumgestöbert, hinter die Kulissen vom Dschungelbuch geschaut. Wenn man drüber nachdenkt, wären auch Kannibalen in diesem nordöstlichen Zipfel Australiens gut vorstellbar. Nicht zu vergessen die indigenen Hüter dieser grünen Perle, die Aboriginies. Kuku Yalanji, Jindalba, Dubuji, Kulki. Verstanden? Nicht nur die Maoris bedienen sich vieler Vokale. Fragt man sich, wie man diese Sprache eigentlich lernen kann. Obwohl, das gleiche haben wir auch übers Russische gedacht. Aber wir schweifen ab.
Zuerst die Superlativen. Zwei Unesco Welterbestätten treffen hier zusammen. Gemeint ist die Zweieinigkeit vom Daintree National Park alias Wet Tropics Rainforest und dem fulminanten Great Barrier Reef. Beide müssen Sehnsucht nacheinander haben. Sie fließen in inbrünstiger Umarmung zusammen. Bis an den goldenen Strand reicht das holde Grün und wird vom Meer empfangen. Ein Mikrokosmos für sich. Magie liegt in der schwülen Luft und endlich hängen auch die Wolken wieder zum Anfassen tief. Der Stuck an der Decke, sozusagen. Tapete, Teppich und Mobilar sind selbstverständlich grün, grüner, am grünsten. Drinn im wilden Dschungel ists richtig spannend und wir bringen mittlerweile fast schon Verständnis auf für alle Tree-Huging-Aktivisten. Wir könnten auch glatt einen Baum umarmen. Sie sind schön, majestätisch, gemütlich, filigran, nimmersatt, wild, pompös, erhaben, weise und uralt. Pure Ästhetik umgibt uns und einmal mehr erschleichen wir Zwergmenschen uns demütig Audienz bei der kostbaren Lunge unseres Planeten.
Bricht der Abend herein, zeigt sich Mister Daintree von und zu Regenwald von seiner düsteren Seite. Nicht düster, weil dunkel, sondern düster, weil unheimlich. Alles Suggestion, sicherlich. Aber schwierig, mitten in der Walachei nachts in das schwarze Loch zu blicken und all die unidentifizierbaren Geräusche zu ignorieren. So geschehen auf einer kleinen Lichtung direkt im Wald und mit Blick aufs Meer am Cape Kimberley. Ein Campingplatz am Ende der Welt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Lediglich zwei Autos, aber hunderte von Bäumen. Ein Zipfel heiler Naturbühne, wo die Lichter nach Einbruch der Dämmerung ausgehen. Dann geht das Gemurmel los und Getier huscht an uns vorbei. Wir glauben, wir haben eine Beutelratte gesehen. Echsen und Kröten zählen wir nicht mehr mit. Naja, erübrigt sich von selbst, dass wir die Türen über Nacht nicht aufgelassen haben. Als ob Krokodile die Schiebetür aufkriegen würden… Aber Schlangen passen durch jeden Spalt. Vom schwarzen Mann ganz zu schweigen…Den Strand hatten wir natürlich auch wieder ganz für uns allein. So schmeckt Einsamkeit.
Unser Campingplatz am Cape Kimberley: http://youtu.be/iSOJVUsB-GU
Daintree Nationalpark - Direkt am CampingplatzDaintree Nationalpark Daintree Nationalpark - Toller SonnenuntergangEinsamer Campingplatz - Cape Kimberley
Lookout am Mount AlexandraLookout Mount Alexandra

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag zwei haben wir damit verbracht, durch die Gegend zu düsen und durch den Regenwald zu traben. Schweissüberströmt, versteht sich. Die Luft ist dick und warm. Die Blätter so gross wie Wagenräder bzw. lang wie Windradpropeller. Leider noch immer kein Krokodil gesehen, obwohl es nur so vor Warnhinweisen wimmelt. Dafür können wir uns glücklich schätzen, einen Blick auf einen Kasuare geworfen zu haben. Ein noch recht kleines Jungtier (ausgewachsen sind sie fast zwei Meter), daher noch ohne die typisch blaue Färbung.
Anderes Getier seht Ihr hier: http://youtu.be/UgUQx-ySgS0

Daintree Nationalpark - Kasuare JungtierDaintree NationalparkDaintree Nationalpark - MangrovenwaldDaintree Nationalpark Daintree Nationalpark Blätter so groß wie WagenräderSchamanismus für Anfänger :-)Parasiten überall...Daintree Nationalpark

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Cape Tribulation (klingt nach Ende der Welt) buchen wir unseren letzen Schnorcheltrip am grandiosen Great Barrier Reef. Alle guten Dinge sind zwei und wir heizen am Tag darauf mit einem Speedboot aufs offene Meer. Im Nirgendwo wird halt gemacht, nur eine kleine Sandbank lässt sowas wie Landmasse erahnen. Vielleicht gabs hier irgendwann mal eine Insel, bevor der Fortschritt mitsamt seiner fiesen Klimaanomalie wütete. Das Wasser ist n Gedicht und wir können bis zu sieben Meter auf den Grund des Riffes schauen. Für seine Farbnuancen müsste das Meer einen Kreativpreis kriegen. Mit Jade, Opal, Azur, Türkis und Himmelblau wären lediglich fünf zu nennen. Wir tauchen ein in die Welt von Nemo und bestaunen neidvoll die Farbexplosion unter Wasser. Wie fad unsere Haut dagegen ist. Diese Farben, diese Muster – eine wahre Fundgrube für kreative Ideensammler. Eine Stoffkollektion a la Fish-Fashion und wir wären gemachte Leute.

Daintree Nationalpark Cape KimberleyDaintree Nationalpark - Where the forest meets the sea
Daintree Nationalpark - Great Barrier Reef

Daintree Nationalpark SchnorchelnDaintree Nationalpark Cape TribulationDaintree Nationalpark BluemchenMossman Bananenplantagen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch mit Salz im Haar und Sand an den Füssen kriechen wir am frühen Nachmittag schon wieder durch den Regenwald. Where the Rainforest meets the sea. Die Wolken hängen in den Wipfeln, ist wohl Waschtag bei den Bäumen. Es regnet, so wie es sich gehört im Regenwald. Und obwohl oder gerade weil die Sonne nicht scheint, ist das Feeling betörend. Der Wald ist sich selbst überlassen. Verwunschen und möhlig. Sehr düster, das Blätterdach liesse ohnehin kaum Licht durch. Die Atmosphäre ist friedvoll und geladen zugleich. Vielleicht liegt es auch an unserer romantischen Verklärung und überholten Vorstellung des spirituellen Aborigines. Das Land am Mossman River ist Abu-Land (so sagt man hier kurz zu Aborigines).

Die heile Abuwelt ist laaaange her, aber man kann sie förmlich spühren, die alten Ritualstellen unter gigantischen Felsbrocken oder riesigen Baumgiganten. Zumindestens würden wir hier ein Schwein schlachten, um die Götter gnädig zu stimmen. Wie Hüter der Zeit thronen diese Baumgiganten in einem Wald, der schon 25 Millionen Jahre auf dem Buckel haben soll. Die haben sich noch mit T-Rex unterhalten.
Daintree Rainforest Mossman Baumriesen: http://youtu.be/c4gFRgYqxJc
Hier in Mossman haben wir auch die ersten Aborigines gesehen. Nach einem Monat und tausenden Kilometern!!! Wir erwähnen jetzt nicht, dass die erste Frau mit ihrem Sohn aus einer Break Thru Sozialstation kam und der dritte Mann sturzbesoffen nach ner Kippe fragte. Dazu sind wir nicht genügend im Bilde, haben wenig Ahnung von der australischen Realität. Es bleibt bloss ein bitterer Nachgeschmack und das Gefühl, dass in diesem Land irgendwas schief gelaufen ist. Integration sieht anders aus und wir können uns dem Eindruck nicht verwehren, dass die indigene Bevölkerung nie in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Allein die Tatsache, dass wir drüber reden, einen gesehen zu haben, schmeckt uns nicht. Schon allein dieses Wort einen. Degradierend, so als ob man über eine Sache reden würde. Aber was wissen wir schon…
Daintree Nationalpark - Mossman-ZauberwaldDaintree Nationalpark Baumgiganten
Daintree Nationalpark Daintree Nationalpark MossmanDaintree Nationalpark - Mossman ForestDaintree Nationalpark - Sie kanns nochDaintree Nationalpark - MossmanDaintree Nationalpark - Das ist nicht von Menschenhand
Bleibt noch prahlerisch zu verkünden, dass wir quasi einen Duathlon unternommen haben. Mindestens einen Kilometer beim Schnorcheln zurückgelegt und später zu Fuss 7 Kilometer gelatscht. Im Klartext heisst das: Wir sind fertig. Fertig mit de Welt und leider auch fertig mit dem Regenwald, dem Great Barrier Reef und den Feuchttropen. Schnief. Auch das Meer werden wir für eine Woche nicht sehen. Es geht ins Inland. Ins Outback. Mal schauen, wer mehr lästige Fliegen erlegt. Heidihoh.

PS: Unsere Mangos haben wir uns selbst gesammelt. Die hängen hier einfach so rum.