CENTRAL AUSTRALIA

Ayers Rock
Der Teer schmilzt. Kein Scherz. Wir stehen auf einem Parkplatz in Alice Spring und bleiben mit den Flipflops kleben. Vor unserer Nase ein ausgetrockener Graben, der einst mal der Todd River gewesen ist. Wir sind bei 42 Grad. Und das soll noch gar nix sein, sagt uns die Dame in der Touriinfo. Wir schleichen durch die City und klappern Abu Art Galerien ab. Einmal mehr wünschten wir uns das Budget einer Paris Hilton. Wir würden es wenigstens für anständige Dinge ausgeben. Zum Beispiel Kunst. Wir sehen Bilder bis zu 3000 Dollar. Riesige Leinwände, und angesichts der Detailverliebtheit der Künstler ist der Preis wahrscheinlich gerechtfertigt. Müssen die eine Geduld haben. Setzen Punkt für Punkt für Punkt. Das muss Ewigkeiten dauern. Meistens werden Motive aus den Traumwelten verewigt. Da ist also ordentlich was los. Anderes dagegen könnte man überheblich als primitive Kunst abstempeln. Dörti setzt schon zu Vergleichen mit der Kindermalstunde oder den Behindertenwerkstätten an, beisst sich aber wohlerzogen auf die Lippen. Würde bei den Galeristen wahrscheinlich nicht gut ankommen. Die sind übrigens alle weiss. Wir verstehen nicht, warum Abus hier nicht einfach ihre Kunst direkt verkaufen. Draussen auf der Wiese sitzt eine ältere Dame mit ihren Bildern, aber keiner geht hin. Eine Galeristin ereifert sich über die Steuerfreibeträge der indigenen Künstler. Und Stütze würden se auch noch alle kriegen. Den gehe es viel zu gut. Hmm. Diese Kommentare hören wir nicht zum ersten Mal, nur wirken sie hier weit deplatzierter. Sägt man an dem Ast, auf dem man sitzt? Und überhaupt, etwas mehr Contenance, blöde Kuh.
Road to Ayers Rock
Alice Springs ansich? Eine Ikone soll es sein, vibrierend, mystisch. Ganz ehrlich? Es ist heiss, staubig, phlegmatisch. Irgendwie desolat. Die Strassen schmelzen, die Fassaden werden von der Sonne geschändet, die Erde ist rissig. Aber Multikulti ist hier angesagt. Menschen aller Couleur sieht man, und es wäre interessant zu wissen, wie sie ausgerechnet in diesem Vorhof des Outbacks landeten. Die meisten Abus sehen, mit Verlaub, schäbig aus. Und Hand aufs Herz. Dörtis Sozialistenherz weint grosse Tränen, aber die Ressistements der Australier gegenüber den Aboriginies sind oft nachvollziehbar. Die Lage ist desaströs, und die Abus gehören dem untersten Sozialmileu an. Das kann man riechen, das kann man sehen. Wieviele Suffis, wieviele Frauen mit Veilchen und blauen Flecken im Gesicht… Schnief. Heiki wird später Zeuge, wie eine Frau direkt vor unserem Van von ihrem Mann verfolgt und dann brutal geschlagen wird. Ganz übel. Dörti währenddessen beobachtet an der Rezeption, wie der Besitzer vom Campingplatz, auf dem das Elend geschieht, die Bullen ruft. Er hätte mal wieder Probleme mit der indigenen Bevölkerung, sagt er lapidar am Telefon. Die Bullen sind im null komma nix da. Tja, sie scheinen irgendwann verloren gegangen zu sein. Lost in transision. Aber Themawechsel. Wir entscheiden uns, es bei dieser kurzen Stippvisite zu belassen und machen uns in Richtung Süden auf. Jede weitere Stunde bringt uns dem Ayers Rock etwas näher. Auch den Piano-spielenden Dingo, irgendwo am Highway beworben, sparen wir uns. An einer Highway-Abfahrt namens Erldunda bleiben wir über Nacht. Wir gieren nach einer Dusche. Kneippkur ist nicht, das Wasser wird einfach nicht kalt. Hat sich im Wasserturm zu sehr aufgeheizt. Verkehrte Welt. Beschwerden dieser Art hört man in Deutschland andersrum. Und diese Fliegen… Wir sind absolut genervt. Das Outback an sich ist nicht von schlechten Eltern. Nur scheint es Tourette zu haben und spuckt ständig dieses Viehzeug aus. Es reicht. Wo bitte gehts zum Strand?
The Olgas
Am nächsten Tag solls der King Canyon sein. Um 5 Uhr stehen wir auf. Das ganze Outback ist sowieso schon früh auf den Beinen. Es ist bewölkt und äusserst angenehm da draussen. Es geht 2 1/2 Stunden hinein in den roten Schlund. Wieder mal nehmen wir einen Papageien mit. Bisher waren es eine Katze und mehrere Vögel. Habe man sie seelig. Wir sehen die ersten Kamele auf einer Weide, Relikte aus alten Siedlerzeiten, von afghanischen Einwanderern eingeführt. Wir spazieren eine knappe Stunde durch den Canyon. Die grosse Runde hätten wir sowieso nicht machen können. Der Track wird um 9 Uhr aufgrund der Hitze und Dehydrierungsgefahr geschlossen. Zu unserer grossen Freude sehen wir das erste Känguru live beim wandern. Ein Muttertier mit ihrem Jungen. Die kommen also auch die Felsen rauf. Inzwischen haben wir schon 23 Fliegen getötet und sind fertig mit dem King Canyon. Ursprünglich wollten wir hier die Nacht verbringen, beschliessen aber, beides an einem Tag abzureissen.
King Canyon King CanyonKing CanyonKing Canyon - mit Baby im BeutelAus dem Orient verschlepptOutback

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit dem Uluru, dem Ayers Rock, kommt das Beste zum Schluss. Die Krönung. Der A-Promi des Outbacks. Um die Fakten zu bemühen: Das heiligste der Allerheiligen ist ganze 3,6 km lang. Der höchste Punkt ist 348 Meter hoch. Man glaubt, dass zwei Drittel des Uluru unter der Erdoberfläche liegen.

Der Ayers Rock ist, in einem Wort, und im wahrsten Sinne, KOLLOSAL. Man kann den Wind hören, wie er die Felsen umspielt, und trotzdem herrscht Stille. Die Mystik dieses Ortes ist leicht zugänglich, intuitiv versteht man den sakralen Uluru-Hype. Man sieht sie auch, all die Legenden, Schöpferwesen, Gründerväter, Traumgestalten. Die Geschichten lassen sich an den Felswänden ablesen. Die Regenbogenschlange, die Löcher der Sperrspitzen, das schlafende Auge. Aber auch ohne diesen Abu-Background würde der Berg Eindruck schinden. Er ist einfach omnipräsent.
Ja wo issa denn...Da issa. In voller Pracht: Ayers RockAyers RockAyers Rock hat schlimme AkneAyers Rock - hier lebt die RegenbogenschlangeAyers Rock - Hohe Kunst

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sonne brennt und der Wind feuert heisse Luft. Als ob man an einem offenen Gasherd stehen würde. Am Besucherzentrum wird uns empfohlen, wir sollten die Stille geniessen und den Vögeln und Insekten! zuhören. Insekten? Nach fünf Tagen im Outback wird nicht mehr gequatscht sondern einfach zugeschlagen. Wir fackeln gar nicht mehr lang. Zuhören. Tsss.

Weiter gehts zu den Kata Tjuta, dem zweiten Highlight im gleichnamigen Nationalpark. The Olgas heissen sie auch, eine nicht minder spektakuläre geologische Pracht von 36 Bouldern. Kata Tjuta bedeuted viele Köpfe. Irgendwann zieht es sich zu mit einem Donnergrollen. Es regnet in Strömen. Die Regenbogenschlange ist sauer. Wohl eine Fliege zuviel erlegt. Wenig später sehen wir den ersten Regenbogen. Kein Scherz. Sie zeigt sich versöhnlich. Und nicht nur mit einem. Bis zur Dämmerung begleiten uns etliche Regenbögen, manchmal auch mehrere gleichzeitig. Da macht die Regenbogen-Thematik auch Sinn bzw. ist nachvollziehbar. Die Wetterkapriolen haben auch ihr gutes. Der blitzeblaue Himmel an einem sonnigen Tag mit seinen abgefahrenen Wolkenformationen, in denen man einen Zoo voller Fantasiegestalten sehen kann, ist schon allein eine Augenweide. Jetzt, nach dem Regen, gehts da oben aber ordentlich zur Sache. Die Abugötter haben tief in den Farbtopf gegriffen und von blau über rot, purpur, grau, gelb und weiss so ziemlich alle Nuancen auf die Leinwand geklatscht. Theatralik pur begleitet uns bis in den Sonnenuntergang, den wir auf einem freien Campingplatz irgenwo am Highway verbringen. Eine passende Kulisse für das Schlusswort. Goodbye Outback. War nett mit dir. Aber auf Dauer wird das nix mit uns.
The OlgasThe OlgasThe Olgas aka Kata TjutaDie Abugötter müssen verrückt seinAyers RockAyers Rock Ayers Rock Ayers Rock - einer von  vielenAyers Rock Sunset MoodAyers Rock Free CampingHimmelsparty

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS: Wir haben auch eine Ode an die Fliegen geschrieben, die wir Euch nicht vorenthalten wollen. Sie lautet, frei nach Helge Schneider:

La la la la,
Mit uns ist nicht zu spassen,
wir hassen Dich very dermassen.

6 Gedanken zu „CENTRAL AUSTRALIA

  1. Die Ode finde ich sehr schön, wirklich. So als wäre sie von Goethe 😀

    Sagt mal, wie viel Kilometer seid Ihr eigentlich schon (inkl. Neuseeland) gefahren und gelaufen?
    Habt Ihr das mal irgendwie aufgeschrieben oder so?

    • Nicht von Goethe sondern von Doerte 🙂
      Die km von Neuseeland stehen auf der ersten Seite und von Australien rechnen wir in 4 Tagen aus, wenn wir das Auto abgeben. Wir werden berichten…

  2. Hallo ihr Zwei
    Das ist ja komisch. Bei mir hat sich dieser Abschnitt eben erst geöffnet. Ich wusste gar nicht,, dass ihr auch zu dem “ Heiligen Berg“ seit. Das Dörti leidet, wenn sie das Leid der Abos sieht ist mehr als verständlich. Aber wieder schön geschrieben und schöne Bilder. Denke jeden Tag an euch. Weihnachten steht vor der Tür.
    Ganz liebe Grüße von mir

    • Wir denken auch an Dich und jetzt ist Weihnachten ja auch schon wieder vorbei.
      Wir haben Dich lieb Knutscha

  3. Hallo,Ihr Zwei in der Ferne, ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr 2015!!
    Weiter so im Neuen Jahr. Genießt die schönen Tage in Australien, vorallem in Sydney. Ich denke oft an Euch.
    Eure Oma aus Krefeld
    Wir schließen uns den Wünschen von Oma an. Voriges Jahr haben wir noch bei der „fetten Gans“ zusammen gesessen und jetzt so weit weg…
    Alles Liebe vom Rest aus Krefeld

    • Hallo nach Krefeld!
      Jetzt ist Weihnachten ja fast schon wieder vorbei. Wir haben es schön in der Sonne am Strand verbracht. Es gab sogar Ente und Krustenbraten in Melbourne. Was will man mehr. Wir denken an Euch und wünschen jetzt schon einen guten Rutsch. Wir denken auch gerade in der jetzigen Zeit viel an die Heimat. Passt auf Euch auf. Drücker von Dörti und Heiki

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